Seit Jahrzehnten nimmt Pellworm im Bereich regenerativer Energien und damit auch im Klimaschutz eine Vorreiterrolle ein: Hier wurden Ende der 1980er Jahre erste Versuche zu Windkraftanlagen unternommen. Unmittelbar danach entstand eines der ersten Solarkraftkraftwerke Europas, das im Zuge der Weiterentwicklung zu einem Hybridkraftwerk aufgewertet wurde. In der Folge entstand eine Biogasanlage, die sowohl Strom als auch Nahwärme lieferte und damit auch die Wärmeversorgung eines Teils der öffentlichen Gebäude Pellworms in die Versorgung mit CO2-neutraler Energien einband. Solarthermie und Photovoltaik spielen auch im privaten Sektor eine langjährige Rolle.
Die Gemeinde Pellworm hat diese Aktivitäten vielfältiger Akteure schon frühzeitig fördernd begleitet. In den 1990er Jahren ließ die Gemeinde gemeinsam mit diesen Playern das erste Energiekonzept für die Insel erstellen. 2010 wurde ein zweites auf die bisherigen Bestrebungen aufbauendes Konzept von der Gemeinde beauftragt, das die bisherigen Einzelentwicklungen zusammenfasste und bis 2020 fortschrieb. Dabei wurde nicht nur die Erzeugung regenerativer Energien sondern auch die Einsparungen im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor genau erfasst und ein Masterplan zur Optimierung des Umgangs mit Energie erstellt, der Zug um Zug abgearbeitet wurde. 2020 wurde in einem neuen Auftrag dieser Masterplan evaluiert und die Fortschreibung bis 2030 beauftragt. Dabei stellte sich heraus, dass die Insel nicht nur rechnerisch Energieautark ist sondern auch in großem Maß eine Energiesenke bildet. Pellworm strebt nicht nur Klimaneutralität an, es ist auf diesem Wege auch weit vorangeschritten.
Diese Maßnahmen wurden seit einigen Jahren auch in den grundlegenden Hintergrundkonzepten für die Entwicklung Pellworms berücksichtigt: Pellworm hat Ende März diesen Jahres den Beitritt zur Biosphäre Schleswig-Holsteinischer Nationalpark Wattenmeer beschlossen und seit Jahren Konzepte zur nachhaltigen Weiterentwicklung ausgearbeitet, die über den reinen Klimaschutz hinausgehen. So sind die Bemühungen zur Zertifizierung als Sterneninsel sowie die Entwicklung zur insektenfreundlichen Gemeinde wesentliche Schritte auf diesem Weg.
Pellworm betreibt seit Jahren eine Entwicklungsstrategie für die Umkehrung des Trends zur Überalterung oder Abwanderung der eigenen Bevölkerung. Die Gemeinde hat die Bildungs-Infrastruktur ausgebaut, arbeitet an einem Verkehrskonzept, bemüht sich um Ansiedlung umweltverträglicher Gewerbe zur Schaffung von Arbeitsplätzen, gestaltet im Tourismusbereich Angebote zur In-Kenntnis-Setzung unserer Gäste bezüglich der komplexen Themen nachhaltigen Lebens und Wirtschaftens und bemüht sich um die Erstellung modernen und klimafreundlichen Wohnraums. Konzepte zur Umsetzung der geplanten oder in Angriff genommenen Maßnahmen gibt es reichlich, die Vernetzung der Maßnahmen ist in einem Leitbild, einem Ortskernentwicklungskonzept sowie der Vorbereitung zum Antrag des Biosphärenbeitritts umfangreich vorhanden!
Diese Maßnahmen wurden seit einiger Zeit in der Verwaltung der Gemeinde und beim Kur- und Tourismusservice Pellworm zusammengefasst. So wurde die Idee geboren, auf das Energiekonzept und den damit verbundenen Masterplan ein Klimaschutzkonzept zu entwickeln und durch eine*n hauptamtliche*n Projektmanager*in die Umsetzung in Gang zu bringen. Diese Bestrebungen wurden von der Bundesregierung anerkannt und ein Antrag beim Projektträger Jülich, der die Fördergelder des Bundesumweltministeriums zuteilt, positiv entschieden. Wir haben Anfang Mai eine 100% Finanzierung für dieses Projekt in Höhe von 200.000,- € zugesprochen bekommen. Die fortwährenden Anstrengungen von uns hier vor Ort auf Pellworm haben sich also ausgezahlt. Mit dieser Förderung können wir stetig und unabhängig an diesem Projekt weiter arbeiten. Das erfüllt die Gemeinde und ihre Verwaltung mit großem Stolz.
Die Politik auf allen Ebenen hat erkennen müssen, dass dieses Thema zu den grundlegenden Aufgaben der Zukunft gehört und großer Handlungsbedarf besteht. Pellworm ist auf diesem Weg auch gegen zahlreiche Widerstände weit vorangeschritten und wird diesen Weg fortsetzen. Das große Engagement der Gemeindevertretung, Verwaltung und des Sanierungsmanagements sowie den vielen aktiven und unterstützenden Pellwormerinnen und Pellwormern wird derzeit nur von der Haushaltssituation und den damit verbundenen „langen Wegen“ beschränkt.
„Es ist schon zum Verzweifeln, wenn man erlebt, mit wie vielen Schwierigkeiten und Hindernissen die Gemeinde auf Verwaltungsebene zu kämpfen hat, um die zahlreichen Ideen auch wirklich umsetzen zu können. Hier würden wir uns neben warmen Worten und den Aussagen, „dass das alles so ja gar nicht gehe“ doch ein ähnliches Engagement und Kreativität wünschen, wie es auf Pellworm bei den Akteuren zu sehen und zu spüren ist“, so die Bürgermeisterin Astrid Korth (SPD).
Die Akteure hier vor Ort sind jedoch verblüfft, wie viele Väter und Mütter außerhalb der Insel dieses Pellwormer Konzept seit einigen Wochen hat.
Gemeinde Pellworm, die Bürgermeisterin Astrid Korth